Mittwoch, 10. August 2011

peoplewatching #12: vom Geschichten erzählen und erzählt bekommen.

Und während ich von Frauen lese, deren Haar nach Äpfeln riecht, deren Augen warm und braun wie Haselnüsse oder tief und unergründlich blau wie Ozeane sind, deren Stimmen klingen wie ein warmer Sommerregen oder gar glockenhell, als würden Engel singen, deren Haut weich wie Seide ist, durch zart blonde Härchen glitzert wie Karibiksand in der Sonne und dabei riecht wie Dampf, der vom Moos einer lichtdurchfluteten Waldlichtung aufsteigt - während ich von all diesen Zauberwesen lese und die Augen schließe,  tief einatme, mir mit all meiner Kraft vorstelle, während ich all das tue - warte ich. Und träume. Und hoffe.
Manchmal so fest, dass mich all die Bilder, Gerüche, Erdachtes in der Nacht erneut vereinnahmen. Und hier stellen sie sich vor und ich muss mich gar nicht mehr anstrengen. Ist das dann das eigentliche Geheimnis dieser Worte?
Und dann kommt der nächste Tag und mit dem Augenaufschlag dringt das scharfe Licht ein, die Wärme schwindet und das Herz implodiert.

Und ich gehe durch den Tag, mit offenen Augen versuche ich das Buch des Asphalts zu lesen.
Sehe Männer, auf deren Wimpernkranz jede Frau neidisch wäre. Sehe helle Geister, deren Worte wie eine wohltuende Umarmung klingen. Sehe jene, deren Taten mit dem gesenkten Blick mehr vermitteln als jeder Ausspruch es je könnte. Erkenne Augen, hinter denen eine Traurigkeit steckt, die mich im Herzen sticht und Väter, vor denen man ob ihrer aufopferungsvoll geduldigen Hingabe niederknien und ihnen im Namen aller Töchter und Söhne in alle Ewigkeit dankbar sein möchte. Bemerke ich Narben auf Handrücken, erahne selbe auf Seelen, die eine unendliche Geschichte niederschreiben könnten.

Und es drängt sich eine Frage bis unter den dicken Kloß Richtung Kehlkopf, was ist Traum? Darf ich weiterlesen und beobachten und vorstellen und sehen und erahnen oder ist es an der Zeit, das Buch zuzuklappen und ein für alle Mal wegzulegen oder darf und sollte diese Zeit vielmehr niemals kommen?

2 Kommentare:

  1. Wie schön beschrieben. Immer weiterlesen...;)

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  2. Hey Sweetie,

    That is such a beautiful story connected to the coin, wow. I am so amazed, and so honored you shared that with me. :)


    xoxo,
    Addie
    The Cat Hag

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